Luther: Der Erste Gefallene (The Horus Heresy Characters Series) (German Edition) by Gav Thorpe

Luther: Der Erste Gefallene (The Horus Heresy Characters Series) (German Edition) by Gav Thorpe

Autor:Gav Thorpe [Thorpe, Gav]
Die sprache: deu
Format: azw3
veröffentlicht: 2022-08-27T00:00:00+00:00


Die Erzählung der Jagd

Tatraziel kam nicht wieder, doch an seiner Stelle kamen andere. Amathiel, Duremis, Hazrael, Tyrhis und dann Anaziel. Luther konzentrierte sich so gut wie möglich auf jeden einzelnen und prägte sich ihre Eigenheiten, Abneigungen und Vorlieben ein. Er versuchte sie in Gespräche zu verwickeln, um mehr von ihnen zu erfahren, während sie ihn ausfragten. Es war schwierig, denn selbst in der Stasis arbeitete sein Verstand weiter, wenn auch mit der Geschwindigkeit eines Gletschers. Sporadisch kehrten die Visionen zurück, doch Luther erkannte sie als solche und bald konnte er die Anzeichen identifizieren, die ihnen vorausgingen. Wenn die Stasis unterbrochen wurde, löste das meist einen kurzen Anfall aus, sodass er, trotz seiner Versuche, während der Befragungen bei Bewusstsein und Verstand zu bleiben, oft einige Minuten temporaler Desorientierung verspürte.

Immer wollten sie etwas über seine Anhänger erfahren, die sie die Gefallenen nannten. Er versuchte ihnen, so gut es ging, mit dem bruchstückhaften Wissen zu helfen, das er aus seinen unkontrollierbaren Blicken in die Zukunft erlangte. Einige kannte er dem Namen nach von Caliban, doch er wusste nur wenig über ihre aktuellen Pläne oder ihren Aufenthaltsort.

Jahrzehnt um Jahrzehnt, Jahrhundert um Jahrhundert verging sein Leben in kurzen Episoden und er sammelte von seinen Befragern so viele Informationen über die Galaxis außerhalb seines Gefängnisses, wie er konnte. Im Laufe der Zeit verschwamm alles zu einer endlosen Geschichte des Untergangs und der kurzen Aufstiege, der Krisen und Kriege. Luther fragte sich, ob das daran lag, dass sie ihn immer nur im Notfall aufsuchten, doch er musste zugeben: Welche Pläne der Imperator auch immer für sein Imperium gehabt hatte, sie waren vor langer Zeit fehlgeschlagen.

Die Art, wie die Space Marines über den Imperator sprachen, war ebenfalls sehr verwirrend. Sie verehrten ihn und bezeichneten ihn als allmächtiges Wesen, doch sie redeten auch von seinem Opfer, als wäre er tot. Mit jeder Generation der Dark Angels sah er das blinde Festhalten an der Tradition wachsen, bis die Vernunft und Erleuchtung der Imperialen Wahrheit nicht einmal mehr eine vage Erinnerung war. Ihr sich wandelnder Charakter offenbarte sich Luther in den kurzen Momenten der Bekanntschaft mit ihren Kommandeuren.

Manchmal konnte Luther sie vor nahenden Tragödien warnen, doch es fiel ihm schwer, die flüchtigen Blicke auf eine Zerstörung zu interpretieren und den kriegstreibenden Demagogen oder die in der Dunkelheit lauernde Xenosflotte zu finden. Nicht ein einziges Mal dankten sie ihm, obwohl er sein Bestes gab, ihre Fragen zu beantworten. Ihre Befragungen fußten immer auf der fälschlichen Annahme, dass die Gefallenen nach einem Plan handelten, den Luther in den letzten Tagen des Ordens ausgeheckt hatte. Wann immer er seine Kerkermeister eines Besseren belehren wollten, warfen sie ihm vor, sie nur weiter täuschen zu wollen.

Die Routine änderte sich mit Anaziel oder eher gesagt mit Orias, denn zum ersten Mal besuchte ihn ein Dark Angel mit einer anderen Person als einem Wächter der Dunkelheit. Luther war so schockiert, dass er glaubte, zwischen einer überlagerten Gegenwart und Zukunft gefangen zu sein.

»Verzeih, Meister Anaziel, aber ich bin heute vollkommen verwirrt«, sagte Luther, als die Übelkeit der Stasisdeaktivierung nachgelassen hatte.



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